Karies – ein Grund zum Bohren?
Die Diagnose Karies war bisher in den meisten Fällen mit Bohren verbunden. Karies ist eine Zahnerkrankung, die durch Säurebelastung des Zahns zu dessen Entmineralisierung führt. Das Dentin, welches unter dem beschädigten Zahnschmelz liegt, wird von der Säure zunehmend angegriffen – Ein Loch im Zahn ist schließlich das Resultat. Die zahnärztliche Therapie von Karies bestand bislang in der Entfernung der infizierten Zahnsubstanz, also dem Bohren, und der anschließenden Versorgung Zahnes mit Füllungsmaterial.
Was ist Icon und was versteht man unter einer Kariesinfiltration?
Um zu verstehen, wie die innovative Kariesinfiltration Icon funktioniert, lohnt es sich zunächst den Blick auf den Aufbau des Zahnes zu werfen. Die äußerste Schicht des Zahns ist der harte Zahnschmelz, der das darunter liegende Innere des Zahnes, das Dentin, vor dem Eindringen von Bakterien schützt. Wird der Zahnschmelz durch eine Säurebelastung angegriffen, kommt es zu einer Demineralisierung und, wie oben beschrieben, zu Karies.
Icon ist ein flüssiger Kunststoff, der genutzt wird, um eine Kariesinfiltration durchzuführen. Das Ziel der Kariesinfiltration ist es, beginnende Karies frühzeitig ohne den Einsatz des Bohrers zum Stoppen zu bringen. Dies geschieht durch die Infiltration, des Kunststoffs in den porösen Zahnschmelz des verletzten Zahns. Das bedeutet, dass der flüssige Kunststoff in die beschädigten Stellen des Zahnschmelzes eindringt und diese nach dem Aushärten verschließt. Die für den Zahn gefährlichen Säuren werden somit daran gehindert, weiterhin den Zahnschmelz an der gleichen Stelle anzugreifen. Karies kann somit im Frühstadium an einer Ausbreitung gehindert werden.
Therapeutische Maßnahmen mit Icon
Die Behandlung mit Icon dauert rund 20 Minuten und kann sowohl in Zahnzwischenräumen als auch auf den Glattflächen des Zahns angewendet werden. Befindet sich die beschädigte Stelle des Zahns zwischen zwei Zähnen, separiert der Zahnarzt mit einem kleinen Keil die Zähne, um so einen Zwischenraum zu schaffen. Für den Patienten ist dies lediglich als leichter Druck zu spüren. Bevor die eigentliche Icon-Substanz zum Einsatz kommt, wird mit Salzsäure die oberste mineralische Schicht des Zahns schonend entfernt. Folien dienen dann als Trägermaterial für Icon und werden am beschädigten Zahn angebracht. Gerade für die Anwendung in Zahnzwischenräumen eignen sich die dünnen Folien, da sie sehr gut in die schmale Lücke hineinpassen. Icon kann dann in den beschädigten und porösen Zahnschmelz eindringen. Mithilfe einer UV-Lampe wird Icon abschließend ausgehärtet.
Was sind die Vor- bzw. Nachteile von Icon?
Als klarer Vorteil von Icon ist die absolut schmerzfreie Behandlung von Karies im Frühstadium zu nennen. Wo früher noch gebohrt werden und gesunde Zahnsubstanz ‚geopfert‘ werden musste, dient Icon jetzt als Alternative. Dies ist insbesondere für Angstpatienten ein großer Vorteil. Dennoch muss auch beachtet werden, dass Icon lediglich bei Karies im Anfangsstudium angewendet werden kann. Ist die kariöse Infektion schon zu weit fortgeschritten und die Zahnsubstanz beschädigt, muss nach wie vor gebohrt werden. Die erst seit dem Jahr 2009 bestehende Therapiemöglichkeit mit Icon ergänzt die bisherigen Behandlungsmethoden und gilt als sinnvolle Möglichkeit zwischen Prävention und Bohren, die die Lebensdauer des Zahns verlängert. Die bisherigen Erfahrungen mit Icon weisen auf sehr positive Ergebnisse hin, allerdings wird die Behandlung mit Icon bisher noch nicht von den Krankenkassen übernommen.